Wer sich für die Welt der Kryptowährungen interessiert, hat bestimmt schon mal die Bezeichnung ‘‘Bitcoin-Maximalismus‘‘ auf Social Media oder einem Crypto-Podcast gehört. Bitcoin-Maximalisten oder -Fundamentalisten sind eine Gruppe von Menschen innerhalb der Krypto-Community, für die nur der Bitcoin zählt und den Coin von Grund auf hochpreisen. Alle anderen Kryptowährungen sehen sie als weniger überzeugend an. Ihrer Ansicht nach ist der Bitcoin die Währung der Zukunft und alles was die Menschheit als Vermögenswert braucht. Mit ihrer Haltung sind sie überzeugt, dass der Bitcoin gegenwärtig und zukünftig über alle anderen Kryptowährungen erhaben sein wird.

Geschichte des Bitcoins und der Krypto-Community

In den 90er Jahren – Mehrere Versuche von Kryptographen eine Art Bitcoin zu entwickeln fanden schon in den späten 90er Jahren statt. Aber kein Konzept schaffte es ein funktionierendes Produkt herzustellen. Dies lag an der damals noch fehlenden Infrastruktur, denn das Internet steckte noch in den Anfängen.

Im Jahr 2008 – In diesem Jahr kam es zu einer weltweiten Finanzkrise ungekannten Ausmaßes. Das Vertrauen in den Bankensektor und in die Wirtschaft sank auf einen historischen Tiefpunkt. Das wahllose und nicht nachvollziehbare Handeln der Zentralbanken und die daraus resultierende Inflation, forcierte für eine unbekannte Person oder Gruppe unter dem Namen Satoshi Nakamoto die Notwendigkeit einer unabhängigen Währung, welche mit der Veröffentlichung des „Bitcoin Whitepaper“ auf den Weg gebracht wurde.

Im Jahr 2009 – Endlich war es so weit, mithilfe der Blockchain-Technologie war der erste Block der Blockchain (Genesis-Block) „gemined“ und die ersten 50 Bitcoins kamen auf den Markt. Die Ideologie hinter dieser bahnbrechenden Erfindung basiert auf der Idee, eine unabhängige dezentralisierte Währung für die Menschheit zu schaffen, die keine Zentralbank mehr regulieren oder kontrollieren kann. Laut ihren Befürwortern wäre eine Inflation unmöglich und Wechselkurse passé.

2010 bis 2016 – In den Folgejahren erlebte der Bitcoin einige Höhen und Tiefen. Das generelle Interesse an Kryptowährungen wuchs jedoch rasant weiter. Dutzende neue Projekte und auch Börsen entstanden. Speziell die Blockchain-Technologie fand dazu parallel den Weg in das Bewusstsein von immer mehr innovativen Köpfen, die das Potenzial der Technologie auch in anderen Bereichen sahen.

Im Jahr 2017 – Entstehung des ersten „Hard Fork“. Seit langem war die Skalierbarkeit ein Problem und wichtiges Thema in der Krypto-Community. Die Transaktionen gingen viel zu langsam, denn das System war nicht für einen weltweiten Einsatz geeignet. Weil sich die Community nicht für eine eindeutige Lösung einigen konnten, kam es zum Bruch im Bitcoin-Netzwerk. Dabei spaltete sich die Community in zwei Lager. Im August 2017 wurde Bitcoin in größere Transaktionsblöcke, Bitcoin SegWit und Bitcoin Cash, unterteilt. Jetzt trat der Bitcoin-Maximalist in Erscheinung. Bitcoin Cash wurde in den Folgejahren zum Feind Nummer 1 der Bitcoin-Maximalisten.

Ohne Krypto-Community geht gar nichts

Gemeinschaft ist ein schönes Wort – für Kryptowährungen scheint sie essenziell, denn eine Community ist für den langfristigen Erfolg eines Krypto-Projekts notwendig. Das liegt daran, dass ein dezentrales Blockchain-Netzwerk Teilnehmer benötigt, damit einerseits die Unabhängigkeit garantiert ist und andererseits die Ideologie des Projekts verbreitet wird. Die Community ist das Gesicht und gleichzeitig das Ökosystem jeder Kryptowährung. Zusammenhalt und Interaktivität können ein Schlüssel zum Erfolg sein, weshalb viele Krypto-Entwickler verstärkt auf die Wünsche und Ansichten der Community eingehen. Laut Enthusiasten erwirbt man mit dem Kauf von Bitcoin nicht nur ein Asset, sondern schließt sich einer massiven weltweiten Bewegung an. Dennoch war sich die Bitcoin-Community nicht immer einig, im Gegenteil – Meinungsverschiedenheiten lagen an der Tagesordnung. So trennten sich auch viele Enthusiasten vom Bitcoin und schlossen sich z. B. der Ethereum-Bewegung oder anderen vielversprechenden Krypto-Projekten an.

Ideologie und Glaube der Bitcoin-Maximalisten 

Als erste digitale Währung behielt Bitcoin immer seine Sonderstellung als „die“ Kryptowährung. Dies ist einer der Hauptgründe, warum Maximalisten den Bitcoin unterstützen. Mit Bitcoins im Portfolio müssen sie weder eine Erlaubnis für Transaktionen einholen, noch kann jemand ihr Vermögen enteignen. Auf Grund der gebotenen Privatsphäre können die Bestände nur schwer verfolgt werden. Dritte haben keinen Zugriff darauf. All das macht den Bitcoin für Bitcoin-Maximalisten zu einem souveränen Vermögenswert. Für Maximalisten ist das nicht der einzige Grund, warum sie den Bitcoin als einzigartig sehen. Es gibt noch andere Aspekte, die Benutzer dazu motivieren Maximalist zu werden. So sind sie sich sicher, dass die Welt mit der Zeit auf den Bitcoin als einzige Kryptowährung umsteigen wird. Laut Experten kann man die Krypto-Community inzwischen in zwei Arten unterteilen:

Ideologische Maximalisten

Ideologische Maximalisten glauben, dass der Bitcoin „die wahre Kryptowährung“ ist und alle alternativen Coins (Altcoins) gegenüber Bitcoin keine Chance haben. Diese Art von Maximalismus entstand, als Bitcoin das erste Mal auf dem Markt erschien und Altcoins noch kaum einen Wert darstellten.

Prinzipielle Maximalisten

Laut Tuur Demeester, Chefredakteur von Adamant Research, unterscheiden sich prinzipielle Maximalisten von ideologischen nach drei Kriterien:

  1. Langfristiger Kryptowährung-Maximalismus entsteht aufgrund der Macht des Netzwerkes.
  2. Altcoins werden nicht grundsätzlich abgelehnt und gelten nicht als Betrug. Somit wird auf lange Sicht die beste Kryptowährung (Bitcoin) mehr als 80 % des Marktes erfassen aber nicht 100 %.
  3. Eine langfristige Position kann von jeder Kryptowährung erfasst werden, nicht nur von Bitcoin.

Jede Währung, die von niemanden kontrolliert wird, hängt vom Glauben und Vertrauen ihrer Anhänger ab. Blinder Glaube und Vertrauen ist Maximalismus. Daher fragen sich viele Menschen wie Maximalisten den Bitcoin-Markt beeinflussen. Sie spielen bei der Unterstützung seines Wachstums eine entscheidende Rolle.

Bitcoin als Religion & Laser Eyes

Während des enormen Preisanstiegs von Bitcoin im letzten Jahr tauchten auf Twitter-Profilen plötzlich Laseraugen auf. Dieser Trend wurde durch den CEO von Micro Strategy und Bitcoin Fundamentalist Michael Saylor berühmt. Immer mehr populäre Anleger sprangen auf den Trend auf. Der Trend explodierte schließlich regelrecht, als der Bitcoin-Preis einen Rekord nach dem anderen brach. Währenddessen fingen auch viele private Investoren an, mit den Laseraugen auf ihrem Social Media Profil zu signalisieren, dass sie Bitcoin Bullen sind. Kritiker sahen die Laseraugen als einen Beweis für das kultähnliche Verhalten der Bitcoiner.

Ähnlichkeit mit Religion

Die Entstehung von Bitcoin selbst und die Online-Rituale der Bitcoin-Maximalisten lassen für manche Kritiker auf eine Ähnlichkeit mit Religion schließen. Auch Bitcoin hat seinen Gründungsmythos: Es beginnt als radikal neue Technologie, die von einem mysteriösen Schöpfer erfunden wurde, der später spurlos verschwunden ist.

Die Strategie von Bitcoin-Maximalisten

Der unumstößliche Glaube an die Kryptowährung ist ein Wesenszug der Bitcoin- Maximalisten. Jeder Crash wird demonstrativ gelassen hingenommen und als notwendige Korrektur für die Entwicklung des Kurses gedeutet. Egal, um welche Art von Bitcoin-Enthusiast es sich handelt, darüber sind sich alle einig: nämlich Bitcoin auf lange Sicht zu halten (HODL). Einige verkaufen jedoch bei Kurskorrekturen, um später zu günstigeren Preisen nachzukaufen. Als Bitcoin-Maximalist hat man einen langen Atem und es werden etliche Täler der Tränen durchschritten, bis vielleicht die langersehnten Früchte geerntet werden können.

Wie Trace Mayer, ein bekannter Bitcoin Fundamentalist in einem Tweet klar veranschaulicht: „HODL erfordert eine Menge Disziplin und Kontrolle über seine eignen Emotionen. Wenn es einmal bergab geht, zeigt sich wer undiszipliniert ist und aus Angst aussteigt. Wie auch im Leben gibt es beim Bitcoin Kurs ein ständiges Auf und Ab – wenn man bei Kursturbolenzen ruhig bleibt, zahlt es sich am Ende aus. Zumindest war das bisher so.“

Ansichten der Bitcoin-Maximalisten

Bitcoin-Maximalisten sind vor allem gegen Zentralbanken. Für sie war unter anderem die Abschaffung des Goldstandards und die Einführung eines monetären Systems unter der Kontrolle von Zentralbanken der Anfang vom Ende. Zentralbanken werden aufgrund ihrer Geldpolitik nach Ansicht der Maximalisten ihrer einhergehenden Verantwortung für die Volkswirtschaften nicht gerecht. Falsche Entscheidungen können zu verheerenden Folgen für die Wirtschaft und Bevölkerung führen. Aus diesem Grund fordern Bitcoin-Maximalisten die Abschaffung des Zentralbanksystems. Sie argumentieren, dass selbst solide Notenbanken für eine stetige Inflationsrate sorgen. Nach Ansicht der Community löse Bitcoin als Leitwährung das Problem, denn Bitcoin habe aufgrund seiner Konstruktion eine dauerhaft deflationäre Struktur und sei optimal für eine nachhaltige Weltwirtschaft, ohne die Gefahr einer Geldentwertung.

Eines steht fest

Die Evolution von Bitcoin und Kryptowährungen ist noch lange nicht zu Ende. Laut den Maximalisten stehen wir erst noch in den Startlöchern. Auch die Anzahl der Maximalisten in der Community wächst mit jedem Tag weiter. Laut Jack Dorsey, dem ehemaligen Twitter CEO erinnert ihn die Entwicklung an die ersten Tage des Internets – wo sich anfangs viele nicht sicher waren, ob es auch bleiben wird. Klar ist, zahlreiche Finanzexperten und Millionen Menschen weltweit glauben an die vielversprechende Zukunft des Bitcoins. Ob man sich dabei nun als Bitcoin-Maximalisten sehen oder sogar deren Ansichten teilen möchte, muss jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist, dass die Community auch in Zukunft weiterhin von Interesse und mitunter entscheidend für die weitere Entwicklung sein wird.