
Ronald studierte Volkswirtschaftslehre in Deggendorf und Hong Kong. Aktuell absolviert er sein Double Degree Master Program in „Strategic and International Management“ & „International Business“ und arbeitet als Werkstudent im Business Development bei BSDEX.
Haben Sie sich jemals den Chart einer Kryptowährung, beispielweise dem vom Bitcoin oder Ethereum, angesehen und sich gefragt, warum der Chart einmal Linien und ein anderes Mal Kerzen aufweist? Oder warum manche Charts desselben Coins oder Token, über denselben Zeitraum unterschiedlich aussehen? Bestimmt haben Sie auch schon einmal vom allbekannten „Trend“ gehört, aber was ist damit gemeint?
Wenn sie sich eine dieser Fragen schon einmal gestellt haben, ist dieser Artikel genau richtig für Sie.
Hintergrund
Grundsätzlich ist das Verstehen eines Charts eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen, die man beim Handel haben sollte, unabhängig davon, ob es sich dabei um Aktien, Devisen oder Kryptowährungen handelt. Die Fähigkeit, grundsätzliche Komponenten eines Charts zu verstehen, Kursbewegungen einzuschätzen und Muster in den Charts zu erkennen, ist entscheidend für die so genannte technische Analyse im Finanzwesen.
Während sich die technische Analyse auf das Studium von Marktbewegungen konzentriert, ist die fundamentale Analyse auf die wirtschaftlichen Kräfte von Angebot und Nachfrage konzentriert, die zu steigenden, fallenden oder gleichbleibenden Preisen führen. Grundsätzlich ist das „Charting“ nur ein Gebiet in dem komplexen Feld der technischen Analyse.
Linien- und Kerzencharts
Ein Linienchart ist der simpelste Kurschart, bei dem die Schlusskurse eines gegebenen Marktes oder Assets über eine bestimmte Zeitspanne miteinander verbunden werden. Das Ergebnis ist eine Kurskurve auf dem Chart. Dieser Charttypus wird am effektivsten eingesetzt, wenn mehrere Zeitreihen übereinandergelegt oder miteinander verglichen werden (s. Abb. 1).

Neben Liniencharts gibt es noch viele weitere Charts, wie beispielsweise den Heikin Ashi, Point & Figure oder auch Kerzencharts.
Kerzencharts sind dabei die japanische Version des Balkencharts und sind in den letzten Jahren bei westlichen Chartanalysen sehr populär geworden. Die Kerze zeichnet vier Kurse – den Eröffnungskurs, den Tageshoch- und -tiefkurs als sowohl den Schlusskurs – auf. Die dünne Linie (Docht und Lunte) zeigen die tägliche Schwankungsbreite vom Hoch- zum Tiefkurs. Dabei ist der Docht die höhere dünne Linie über den Kerzenkörper und die untere dünne Linie unter dem Kerzenkörper die Lunte. Der breite Teil (Kerzenkörper) misst den Abstand zwischen Eröffnungs- und Schlusskurs. Ist der Schlusskurs höher als der Eröffnungskurs, ist der Kerzenkörper grün oder weiß (positiv), ist er niedriger ist die Farbe des Körpers rot oder schwarz (negativ). Das Schlüsselelement des Kerzencharts ist dabei die Bezeichnung zwischen Eröffnungs- und Schlusskurs. Grundsätzlich können Kerzencharts nicht nur auf Tagesbasis abgebildet werden, sondern sowohl von minütlicher bis hin zur monatlichen Betrachtung angepasst werden. Hierbei sind dem Intervall keine Grenzen gesetzt. In Abbildung 2 sind die dargelegten Informationen noch grafisch wiedergegeben.

Arithmetische versus logarithmische Betrachtung
Grundsätzlich können Charts sowohl mit einer arithmetischen als auch einer logarithmischen Skala dargestellt werden. Beim arithmetischen Ansatz zeigt die vertikale Skala gleiche Abstände für gleiche Kurseinheiten, d.h. jeder Punkt ist äquidistant. Bei der logarithmischen Skalierung werden die Zuwächse mit steigenden Kursen kleiner. Kurse im logarithmischen Maßstab steigen gleiche vertikale Abstände für identische prozentuale Veränderungen, d.h. die Kurssteigerung von 10 auf 20 hat in einem logarithmischen Maßstab denselben Abstand wie von 20 auf 40 oder von 40 auf 80 (s. Abb. 3).

Insbesondere für die langfristige Trendanalyse als auch der Betrachtung von hoch volatilen Anlagen – wie eben Kryptos – bringt die logarithmische Darstellung gegenüber der arithmetischen einige Vorteile.
In Abbildung 4 & 5 wird der Bitcoin-Verlauf seit Anfang 2016 bis Ende August 2022 sowohl arithmetisch als auch logarithmisch dargestellt.


Trend
Das Trendkonzept ist absolut entscheidend für den technischen Ansatz der Marktanalyse. In einem allgemeinen Sinn ist der Trend einfach die Richtung des Marktes oder einer Anlage, in der er sich bewegt. Vereinfacht gesagt bewegen sich weder Märkte noch Einzelwerte geradlinig in einer bestimmten Richtung, sondern weißen gleichen vielmehr einer Reihe aufeinander folgender Wellen, mit relativ eindeutigen Gipfeln und Tälern. Dabei sind es die Richtung dieser Gipfel und Täler, die einen Trend konstituieren.
Ein Aufwärtstrend wird als eine Serie von aufsteigenden Gipfeln und Tälern definiert. Ein Abwärtstrend hingegen als eine Serie niedriger Gipfel und Täler, sprich dem genauen Gegenteil. Gleich hohe Gipfel und Täler implizieren einen Seitwärtstrend. Obwohl ein richtungsloses Asset oder ein richtungsloser Markt als Seitwärtstrend angesehen wird, wird auch häufig der Begriff „trendlos“ verwendet (s. Abb. 6).

Die drei Klassifikationen eines Trends
Zusätzlich zu den drei Richtungen, die ein Trend haben kann, kann er auch in drei Kategorien klassifiziert werden – der lang-, mittel- und kurzfristige Trend. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass es eigentlich eine unendliche Anzahl von Trends gibt, von extrem kurzfristigen Trends, welche nur Minuten andauern, bis hin zu sehr langen Trends, die mehrere Jahrzehnte dauern.
Beispielsweise definiert die Dow-Theorie den übergeordneten Trend als länger als ein Jahr dauernd, den mittelfristigen oder sekundären Trend auf Sicht ab drei Wochen bis hin zu mehreren Monaten und kurzfristige Trends sind kürzer als zwei oder drei Wochen.
Im Allgemeinen kann jeder Trend Teil eines noch größeren Trends sein, d.h. der mittelfristige Trend kann eine Korrektur innerhalb eines übergeordneten (langfristigen) Trend sein.
Fazit
Mit diesem Artikel wurden die wichtigsten Fakten zu Kerzencharts, Arten der Skalierung von Charts und von Trends kurz und prägnant dargelegt. Diese kurze Einführung soll dazu dienen, dass Sie Krypto-Charts zukünftig besser und verständnisvoller „lesen“ können, um sich nicht nur mehr Fragen über deren Zusammensetzung zu stellen, sondern um auch fundiertere Investitionsentscheidungen treffen zu können.