Ursprünglich stammt das Whitepaper aus dem politischen Umfeld. Es diente als Leitfaden zur Orientierung in Bezug auf politische Fragen. Der Sinn und Zweck: den Inhalt eines Themas prägnant aufzuarbeiten und den Lesern einen schnellen Zugang zu ermöglichen. Hinsichtlich Kryptowährungen trat das Whitepaper zum ersten Mal 2008 in Erscheinung, als Satoshi Nakamoto, der Erfinder des Bitcoins, das berühmte „Bitcoin-Paper“ veröffentlichte. Darin beschreibt er unter anderem die technischen Grundlagen für Bitcoin und der zugrundeliegenden Blockchain-Technologie.

Was genau ist ein Whitepaper/Litepaper?

Ein Whitepaper oder Litepaper ist ein Dokument, welches durch die Entwickler neuer Blockchain-Projekte veröffentlicht wird. Es fungiert als ein wichtiger Bestandteil bei der Planung neuer Coins und Token und kommt speziell im Zuge von Initial Coin Offerings (ICO), einer Form von Crowdinvesting zum Einsatz. Das Whitepaper dient zur faktischen Erklärung des Kernvorhabens, der zugehörigen Technologie bzw. Funktion und dem Verwendungszweck einer Kryptowährung. Es soll den potenziellen Kapitalanlegern einen kurzen und treffenden Einblick in das Konzept sowie den Fahrplan zum Wachstum und Erfolg gewähren. Ein „Litepaper“ hingegen ist eine gekürzte und prägnante Version eines Whitepapers. Es gilt sowohl für technische als auch für geschäftliche Whitepapers. Es fasst den Inhalt eines Whitepapers zusammen und behält dabei die wesentlichen Punkte des gesamten Dokuments bei. Auf diese Weise können die Nutzer die Grundlagen eines Projekts in kürzerer Zeit lesen und haben Zeit zu entscheiden, ob sie mit der Prüfung des vollständigen Whitepapers fortfahren wollen.

Warum sind Whitepapers für Krypto-Investitionen so wichtig?

Whitepapers sind vor allem für Investoren wichtig. Sie repräsentieren den Wert eines Krypto-Projekts, dessen Marktfähigkeit und die dahinterstehende Technologie. Neben der bloßen Information sind Whitepapers im Kryptobereich ein Indikator für Legitimität und Fachkompetenz. Deshalb sollte es in die Entscheidungsgrundlage einer möglichen Investition miteinfließen und verdeutlichen, weshalb dieses Projekt einem anderen vorzuziehen ist. 

  • Wo kann ich das Whitepaper meiner Anlage lesen?

Wer das Whitepaper zu einem bestimmten Projekt sucht, wird höchstwahrscheinlich auf der Webseite der größten Datenbank im Netz fündig: allcryptoswhitepapers.com. In der ‘‘Weekly‘‘ Sektion werden stets die neusten Krypto-Projekte veröffentlicht.

Welche Daten und Erkenntnisse stehen im Whitepaper?

  • Sinn des Projekts: Das Projekt wird vorgestellt und die Problemstellung sowie Lösung präsentiert. Im Idealfall ist die Lösung detailliert ausgearbeitet. Das Whitepaper beinhaltet eine Marktanalyse, aus der der Bedarf für das Produkt hervorgehoben bzw. bestätigt wird und wie es in den Markt passt. Füllt es möglicherweise eine Nischenlücke oder macht das Produkt etwas signifikant besser als andere Tokens? 
  • Details zum Entwicklerteam: Der Werdegang und die Kompetenzen der Führungskräfte und des Teams sind im Whitepaper aufgelistet. Haben die Entwickler gegebenenfalls bereits an vergangenen erfolgreichen Projekten mitgewirkt? Details zu den Fähigkeiten und Erfahrungen des Entwicklerteams sind nicht zuletzt oft entscheidende Faktoren, die über den Erfolg eines Projekts bestimmen.
  • Details zum Coin oder Token: Wenn ein ICO im Zuge eines neuen Krypto-Projekts startet, sind für den Investor folgende Informationen wichtig: der Wert, die Plattform und wie viele Coins oder Token im Umlauf sein werden. Zudem beinhaltet ein Whitepaper die Art und Weise des Umtausches und der Einlösung der Kryptowährungen. Im Vorfeld sind verbindliche Maßnahmen mit einkalkuliert, die ins Spiel kommen, wenn die Finanzierungsziele nicht erreicht werden. Des Weiteren ist eine integrierte Roadmap vorhanden, welche den gesamten Entwicklungsprozess ggf. in einer Grafik zusammenfasst.
  • Technische Details: Im technischen Bereich werden alle wichtigen technischen Aspekte des Projekts erwähnt und die zur Verwendung kommende Technologie vorgestellt. Wie die jeweilige Technologie funktioniert und warum sich diese für das Projekt eignet.
  • Zeitplan: Investoren sind besonders am zeitlichen Fahrplan des Projekts interessiert. Es sollte zumindest ein grober Arbeitsplan einschließlich der geplanten Ereignisse für die folgenden Monate aufgeführt sein. Optimal wäre eine Angabe zum geplanten Release Datum bis hin zur Markteinführung und weiterer Agenda der Kryptowährung.

Begriffe die dabei helfen Whitepapers besser zu verstehen:

Es ist von Vorteil, einige Begriffe genauer zu kennen, um einzelne Kernaspekte eines Projekts bzw. des Whitepapers zu verstehen:

  • Blockchain – Kette von Blöcken, die es ermöglicht, Informationen mithilfe verschiedener Netzwerkteilnehmer dezentral zu übermitteln.
  • Mempool – bedeutet Memory Pool. In ihm werden alle unbestätigten Transaktionen zwischengespeichert, bevor sie anschließend in Blöcken zusammengefasst werden.
  • Soft Fork & Hard Fork – bei beiden handelt es sich um eine Art Update bzw. Regeländerung innerhalb des Netzwerks. Soft Forks sind kleinere Updates, bei denen aktualisierte Knoten noch immer mit veralteten kommunizieren können. Ein Hard Fork hingegen ermöglicht Änderungen im Protokoll, die anschließend nicht mehr mit den alten Blöcken kompatibel sind. Es kommt zur Abspaltung der Blockchain.
  • Byzantine Generals Problem – dieser Begriff entsprang aus der Spieltheorie und beschreibt, wie dezentralisierte Parteien, die ihre gegenseitige Identität nicht kennen, zu einer Übereinstimmung kommen können, ohne sich dabei auf eine zentrale Partei verlassen zu müssen.
  • Governance – darunter versteht man die Möglichkeit der Community, wie Netzwerkteilnehmer und Inhaber von Tokens über Änderungen des Projekts mitbestimmen zu können. Diese Mitentscheidungsgewalt kann von Änderungen des Kernprotokolls (Blockgröße etc.) über die Produkt-Roadmap bis hin zu Entscheidungen über die Besetzung von Personal im Entwicklungsteam reichen.
  • Smart Contracts – sind auf der Blockchain Technologie basierende intelligente Computerprotokolle, welche die Abwicklung von Verträgen unterstützen.

Das bekannteste Krypto-Whitepaper:

Das Whitepaper mit dem Titel Bitcoin P2P E-Cash-Papier ist mittlerweile 13 Jahre alt. Es wurde wie oben bereits erwähnt vom Bitcoin Erfinder mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto erstellt und bis heute in 40 unterschiedliche Sprachen übersetzt. Es besteht aus neun Seiten, auf denen die Grundlagen der Kryptowährung erläutert werden. Speziell die erste Seite ist berühmt und beschreibt auf kritische Weise, wie das herkömmliche Bankensystem das Problem darstellt und Bitcoin die Lösung für finanzielle Unabhängigkeit liefern soll. 

Statt einem zentralisierten Geldsystem, welches abhängig ist von einer dritten Instanz (beispielsweise Banken), setzt die elektronische Währung auf kryptografische Bestätigung. Somit sollen Banken aus dem Kreislauf entfallen und die Menschen die volle Kontrolle über ihr Geld zurückerhalten. Das Bitcoin Whitepaper traf im Grunde genau den Puls der Zeit, denn es erschien im Zuge der Bankenkrise im Jahre 2008. Es veranschaulicht, wie populär ein Whitepaper werden kann, denn es fungiert noch heute als eine Art Bibel für viele Bitcoin-Maximalisten.

Was sind sogenannte Scam-Papers?

Jeden Monat entstehen Dutzende neue Krypto-Projekte. Viele von ihnen sind durchaus erfolgversprechend. Unter diesen zahlreichen Projekten verstecken sich jedoch immer wieder Betrüger, die mit attraktiven Versprechen locken. Oft verfügen solche Scam-Projekte nicht über die nötigen Ressourcen, ihre Vorhaben umzusetzen, oder hatten dies von Grund auf nie geplant. Daher ist es wichtig, Krypto-Projekte direkt mittels des Whitepapers genau zu durchleuchten. Das Whitepaper kann als erster Indikator dienen, Kryptobetrüger schnell zu identifizieren und somit Fehlinvestitionen zu vermeiden. 

Speziell im Zuge des ICO-Hypes 2017/18 hatten dubiose Projekte ihre Hochkonjunktur. Warnsignale eines Scam-Papers könnten z. B. hoch gegriffene Versprechungen wie ‘‘Bitcoin Killer‘‘, ‘‘Quantensicherheit‘‘, ‘‘Blockchain, 2.0‘‘, ‘‘grenzenlose Skalierbarkeit‘‘ und ‘‘unendlich viele Transaktionen‘‘ sein. Liest man solche Begriffe im Whitepaper, sollten die Alarmglocken läuten und das Projekt genauer untersucht und hinterfragt werden. Auch gehäufte Rechtschreibfehler können auf ein Scam-Paper hindeuten. Generell empfehlenswert: bei neuen unbekannten Projekten stets die Identität des Entwicklerteams und deren verfügbare Ressourcen nachprüfen.

Fazit – das Whitepaper als Entscheidungsgrundlage

Mittlerweile existieren unzählige Blockchain-Projekte, wobei nicht alle ihre gewünschten Erfolge erzielen. Fehlinvestitionen sind deshalb nicht selten und oft auch nicht zur Gänze vermeidbar. Aus Sicht des Investors ist es deshalb umso wichtiger, die Hintergründe und Gegebenheiten eines Projekts zu verstehen. Das Whitepaper bildet die perfekte Entscheidungsgrundlage, um Geldverluste möglichst zu vermeiden und Flop-Projekte sowie möglichen Betrug zu umgehen. Darum ist es essenziell, neue Projekte genauestens zu durchleuchten, keinen Versprechungen direkt zu glauben, denn es handelt sich dabei möglicherweise nur um heiße Luft. Selbst wenn ein Whitepaper noch so vielversprechend aussieht, sollten sich der Investor stets den Ausdruck ‘‘don’t trust, verify‘‘ vor Augen halten, also ‘‘Vertraue nicht, überprüfe selbst ‘‘.  Als Hilfestellung zur Überprüfung der Legitimität können andere Investoren, Foren und Social Media Gruppen Abhilfe schaffen.